Soli-Brief von Anwohner*innen des Fridtjof-Nansen-Hauses

Wir dokumentieren hier einen Brief von Anwohner*innen der Nachbarschaft des Fridtjof-Nansen-Hauses an das Goethe-Institut, in dem sie ihre Sicht der Vorgänge während der Besetzung schildern.

Göttingen, den 8. April 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wohnen im Fridtjof-Nansen-Weg in einem Mehrparteien-Haus und haben eine gute Sicht auf das Richtung Westen gelegene rückwärtige Grundstück des Gebäudes Merkelstraße 4, das sog. Fridtjof-Nansen-Haus. Daher konnten wir die Vorgänge im Zeitraum vom 30. April bis zum 7. Mai 2018 relativ klar mitverfolgen.

Wir möchten zunächst herausstellen, dass wir uns zu keinem Zeitpunkt von den Aktivisten/innen belästigt oder gestört gefühlt haben. Die Personen, die sich auf dem Grundstück aufhielten, achteten im Gegenteil von Beginn an sehr auf ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis, das von Offenheit und Transparenz geprägt war. So wurden wir mehrfach auf schriftlichem und auch persönlichem Wege über die Vorgänge dort informiert und auch eingeladen, uns selbst ein Bild über die Besetzung selbst sowie die damit verbundenen Ziele und Anliegen zu machen. Bei einer Begehung konnten wir uns davon überzeugen, dass die Aktivisten/innen sich respektvoll gegenüber dem Gebäude und den dortigen Abläufen des Goethe-Institutes verhielten. Zu Ruhestörungen kam es nicht, Sachbeschädigungen im Gebäude konnten wir keine ausmachen und aus unserer Sicht verlief auch die anschließende Räumung des Hauses vollständig friedlich und gewaltfrei.

Zu dem mit der Besetzung verbundenen politischen Anliegen mag man stehen, wie man will; gleiches gilt für die Wahl der Mittel. Wir würden es jedoch stark begrüßen, wenn die Verfahren gegen die Aktivisten/innen eingestellt werden würden, da wir in der Besetzung letztlich einen Akt der Zivilcourage sehen, der auf soziale Missstände hinwies, die Unterstützung Schwächerer als Ziel hatte und von Rücksicht, Transparenz und Freundlichkeit geprägt war. Die Baustelle, die seit geraumer Zeit auf dem Grundstück nebenan bearbeitet wird, beeinträchtigt uns in unserer Lebensqualität erheblich stärker als die Vorgänge im April 2018, als ein leerstehendes Gebäude durch friedliche und rücksichtsvolle junge Menschen belebt wurde.

Mit freundlichen Grüßen

einige Anwohner/innen

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